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Erfahrungsbericht Auslandspraktikum in Dublin

Svenja Gareiss, Azubi im Bereich Garten- und Landschaftsbau hat bereits im Vorfeld ihres Auslandspraktikums in Dublin sehr motiviert Englisch gelernt. Hier genießt Svenja den Ausflug nach Dalkey.

Wenn einer eine Reise tut: Svenja Gareiss absolviert ihre Ausbildung im Garten- und Landschaftsbau und besucht die Gärtnerklasse G 21/3 an der Beruflichen Schule 06. Vom 07.05. bis zum 03.06.2023 hat Svenja ein Auslandspraktikum in Irlands Hauptstadt Dublin gemacht und hier berichtet sie von ihren bereichernden Erfahrungen und Herausforderungen.

 

Vorbereitende Maßnahme Rückenschule (Manual Handling)

Ein wichtiger Bestandteil im Job des Garten-/ Landschaftsbau ist das Bewegen von verschiedensten Lasten. Sei es nun die mit Substrat gefüllte Schubkarre, die von der Autopritsche zum 100 m entfernten Ziel-Beet gekarrt werden muss, Kisten die mit Pflanzen für den Dachgarten gefüllt sind oder einfach die 30 kg 50x50x5 Beton-Wegplatte, die für den neuen Weg verlegt werden soll. Umso wichtiger ist es daher zu wissen, wie schweres Gewicht richtig zu heben und zu transportieren ist. Falsches Heben kann auf Dauer zu schweren Rückenproblemen führen. Aus diesem Grund muss auch jeder, der in einem Job mit schweren Lasten in Dublin arbeiten möchte, zunächst einmal einen sogenannten "Manuel Handling Kurs" absolvieren. Dieser Kurs lässt sich gut mit deutschen Rückenschulungen vergleichen.

Den Kurs, den ich fürs Praktikum absolvieren musste, besaß einen theoretischen und einen praktischen Teil und wurde von "online Health Service" durchgeführt. Da ich die Qualifikation vor dem Start des Praktikums benötigte, fand der komplette Kurs online und natürlich komplett auf englisch statt. Zuerst musste dafür der Theorieteil durchgenommen werden; dieser bestand aus 5 Unterthemen, darunter z.B. der Aufbau der menschlichen Rücken-Muskulatur. Jedes der 5 Themen beinhaltete ein 8-15 min langes Erklärvideo. Nachdem man dieses zu Ende geschaut hatte, musste man alle 5-10 Multiple-Choice-Fragen richtig beantworten. Dafür hatte man eine unbegrenzte Anzahl an Versuchen. Nachdem man auf diese Weise alle Kapitel durchgearbeitet hatte, gab es einen Abschlusstest, bestehend aus 30 Fragen aus allen Bereichen. Zum Bestehen müssen 80% der Fragen richtig beantwortet werden, dafür hatte man drei Versuche. Ich habe den Test beim ersten Versuch mit einer Quote von 100% abgeschlossen.

Nach Bestehen des theoretischen Teils bekam ich auch die Zugangsdaten für den praktischen Teil. Dieser wurde über Zoom durchgeführt. Ein Trainer erklärte in diesem Zoom nochmal kurz die wichtigsten Aspekte, die beim Heben von Lasten zu beachten sind und erläuterte diese auch nochmals anhand eines Modells. Danach musste jeder der Teilnehmenden das Gelernte vorführen und eine Kiste erst von unten nach oben und anschließend wieder von oben nach unten heben. Danach war der Kurs beendet und der Manual Handling Kurs erfolgreich abgeschlossen.

 

Alltags Beschreibung

Eine der Fragen, die man sich vor Beginn der Reise natürlich stellt, ist: "Wie wird sich meine Arbeit im Praktikum von meiner bisherigen Arbeit unterscheiden?" Nun, zunächst einmal kann ich berichten, dass der Job des GaLaBau-Gärtners (im Englischen Landscape gardener) sich auf fachlicher Ebene in beiden Ländern sehr ähnelt. Wo sich allerdings ein großer Unterschied feststellen lässt, ist in der Art wie gearbeitet wird. Während in Deutschland meist das Einhalten von Zeiten und schnelles Arbeiten das A und O sind, sind die Iren in diesem Punkt wesentlich entspannter. Es ist wichtig, dass die Arbeit fachlich und ordentlich erledigt wird; Zeit ist dabei zweitrangig.

Der Betrieb, bei den ich mein Praktikum durchgeführt habe, war O’Brien Landscaping, dabei handelt es sich um die größte GaLaBau-Firma in ganz Dublin. Am ersten Tag war Treffen um 8 Uhr bei der Central Wave Bank. Die außen liegenden Grünflächen der Bank und die nahe liegenden Wohnunterkünfte sollten mein Arbeitsplatz für die nächsten vier Wochen werden. Von daher wurden uns erst einmal alle zu pflegenden Beete, Rasenflächen und Bäume gezeigt. Zudem wurden wir mit den Clocking system der Firma vertraut gemacht, welches ähnlich wie das Stempel-System im Thünen Institut funktioniert, nur das dort alles übers Handy läuft. Als das erledigt war, gab es zu guter Letzt noch eine Einweisung in das Karten-Sicherheits-System für arbeiten auf dem Bankgelände.

Als dies nun alles geklärt war, ging es auch direkt an die Arbeit, die daraus bestand, die ersten Beete von Unkraut zu befreien und Farne zurück zu schneiden. Ab dem zweiten Tag galten die regulären Arbeitszeiten und zwar Montag bis Freitag von 7:30 bis 16:00 Uhr, dazwischen zwei Pausen von 9:30 bis 9:45 Uhr und von 12:30 bis 13:00 Uhr. Die Hauptarbeit waren Pflegemaßamen, bestehend aus Wässern, Unkraut jäten, Rasen mähen, Rückschnitt-Maßnahmen und Neupflanzungen.

 

Neue Erkenntnisse: Thema Dachgärten

Wenn man so durch die Stadt läuft, gibt es viel zu sehen, volle Straßen, viele Menschen und sich dicht an dicht drängende Häuser. Für die Natur ist da meist nicht viel Platz; bis auf einige Straßenbäume sieht es in vielen Städten dieser Welt ziemlich mau aus. Ein Lösungsansatz für dieses Problem sind Dachgärten. Aus diesem Grund denke ich, dass dieses Thema in den nächsten Jahren immer wichtiger werden wird und war sehr froh darüber, diesbezüglich in meinem Praktikum die Möglichkeit zu bekommen erstmals praktische Erfahrungen zu sammeln.

Bei den zu pflegenden Dachgärten handelte es sich um vier Terassen, ähnlich angelegte Flächen, auf denen sich drei bis fünf Edelstahl-Hochbeete befanden. Die Größe der einzelnen Beete variierte dabei von ca. 3 bis zu ca. 8 qm, die gesamte Fläche aller Beete zusammen betrug etwa 75 qm. An den Hochbeeten integriert waren mehrere Holzbänke; denn die Gärten waren für die Mieter des jeweiligen Hauses als Erholungsstätte gedacht.

Weitere Informationen, die ich bei der Pflege der Dachgärten erhalten habe sind, dass Gärten wie diese nie mit Standard-Beet-Substrat gefüllt werden, sondern mit wesentlich leichterem durchlässigerem Substrat. Dieses wird gemacht, um das Dach nicht unnötig hohen Belastungen auszusetzen. Durchlässige Böden (auch leichte Böden genannt) haben einen hohen Sand-/ Grobkorn-Anteil und eine gröbere Struktur mit größeren Poren. Daher kann dieser Boden weniger Wasser halten, wodurch auch bei länger anhaltendem Starkregen eine Gewichtszunahme im problematischen Bereich verhindert wird.

 

Neubepflanzung eines Blumenbeets

Der erste Eindruck ist der wichtigste, das gilt vor allem bei geschäftlichen Dingen. In Dublin ist das nicht anders, so auch bei der Central Wave Bank. Ein gut gepflegtes Beet wird daher schnell ein Vorzeigeobjekt. Aus diesem Grunde gibt es im vorderen zur Straße gewandten Teil, wo sich auch der Haupteingang zur Bank befindet, ein Beet mit Wechselflor-Bepflanzung. Meine Kollegin und ich hatten das Glück, dass eben dieses im Laufe unseres Praktikums von der Frühjahrsbepflanzung auf die Sommerbepflanzung gewechselt wurde. Das zu bepflanzende Beet war angelegt in der Form eines Teilbogens, die mittlere Länge betrug etwa 6 m, die Breite lag etwa bei 2,5 m, die Gesamtfläche betrug etwa 15 qm. Die zu ersetzende Bepflanzung bestand zum Großteil aus Stiefmütterchen und Alpenveilchen sowie weiteren Frühblühern. Die neue Bepflanzung bestand aus verschiedenfarbigen Margeriten.

 

Eigenständiges Arbeiten und sonstige neue Erfahrungen

Neben den fachlichen Erfahrungen, erlebt man auf solch einer Reise natürlich auch allerhand Anderes. Dabei ist es einem möglich, auch allgemeine Fähigkeiten auszubauen, die man dann in allen anderen Lebensbereichen einsetzen kann. Zu solchen verbesserten Fähigkeiten können unter anderen gehören: Verbesserung einer Fremdsprache, ein höheres Verständnis für andere Kulturen, besserer Umgang mit neuen/ ungewohnten Situationen oder auch das Erkennen (gewinnen) von neuen Erkenntnissen über sich selbst. Welche der Fähigkeiten am meisten gestärkt werden, ist bei jedem unterschiedlich, da dies mit den individuellen Schwächen, Stärken sowie Eigenheiten der einzelnen Person abhängt.

Bei mir selber konnte ich im wesentlichen folgende Veränderungen feststellen: Durch meine Reise konnte ich ein höheres Sprachniveau in Englisch erreichen. Englisch war eigentlich nie meine Stärke, ich bin einfach kein Sprachen-Mensch. Dazu kommt mein geringes Interesse an Rechtschreibung und Grammatik im Allgemeinen, was durch meine Lese-Rechtschreib-Schwäche noch verstärkt wird. Doch vielleicht gerade deswegen habe ich, sogar noch bevor ich überhaupt eine Zusage hatte, angefangen, mich ins eigenständige Englisch lernen reinzuhängen. Neue Lernmethoden, wie das Hören von englischen Podcasts, tägliches üben und das Lernen fachspezifischer Vokabeln zahlt sich aus. Bei der ersten Hürde, eine englische Bewerbung zu verfassen, brauchte ich beim Korrigieren noch Hilfe von Freunden. Die zweite Hürde der englischen Email-Bearbeitung sowie die Teilnahme am Manual Handling Kurs erledigte ich alleine, aber noch teilweise mit großer Mühe. Die dritte und größte Hürde, der Aufenthalt an sich, lief durch die lange Vorbereitung sehr gut. Unerwarteter Weise hatte ich auf der Reise tatsächlich nahezu keine Verständigungs-Schwierigkeiten. Auch nach der Reise bleibe ich bis heute am Lernen dran und habe sogar angefangen, weitere Sprachen zu lernen. Durch die Reise habe ich mir selbst bewiesen, dass ich trotz der höheren Schwierigkeiten (die sich wohl auch nicht mehr ändern werden) ein gutes Sprachgefühl entwickeln kann.

Eine weitere durch die Reise verbesserte Fähigkeit ist die des selbstständigen Arbeitens sowie Eigenständigkeit im Allgemeinen. Auf der Reise gab es viele Dinge, die ich zum ersten Mal gemacht hatte, allein die Länge des Aufenthalts war für mich neu. Komplett auf mich alleine gestellt war ich sonst maximal immer nur eine Woche gewesen. Ich kannte mich nicht aus, musste erstmal verstehen lernen und dadurch dann Entscheidungen treffen: Egal ob es dabei um die Wochenendplanung (was im Ausland natürlich eine große Sache ist, besonders wenn man im besagten Land das erste Mal ist) oder um so etwas simples wie das Verstehen der öffentlichen Verkehrsmittel geht (Unterschied zum deutschen System sind z. B. das Nutzen einer Life card, statt Tickets, sowie das Arm heben an der Bushaltestelle, damit der Bus nicht an einem vorbei fährt).

Auch auf der Arbeit selbst wurden wir als Praktikanten bereits nach der ersten Woche immer mal wieder für einzelne Tage komplett alleine gelassen. Dies kam recht überraschend, denn auch wenn uns immer mitgeteilt wurde, was wir über den Tag zu erledigen hatten, gab es außer der Kameras des Bank-Geländes niemanden, der unsere Arbeit abnahm. Nur bei größeren Fragen oder Notfällen konnte man jemanden anrufen. In Deutschland wäre es wohl eher schwer vorstellbar, dass bei einem Praktikanten nach so kurzer Zeit nicht einmal am Ende des Tages kurz kontrolliert wird. Nun andere Länder, andere Sitten würde ich sagen; wie schon oben erwähnt sind die Iren in einigen Dingen wesentlich lockerer als Deutsche. Jedenfalls wurde einem dadurch ein großes Stück an Verantwortung übertragen, welche ich im Praktikum lernte zu schultern.

Svenja Gareiss (Gärtnerklasse G 21/3, Berufliche Schule 06)