Ein innovatives Projekt zur Attraktivitätssteigerung der PTA-Ausbildung in Brandenburg
Wenn wir mit PTA-Audio unterwegs sind, scheuen wir große Distanzen nicht. Den Süden Deutschlands haben wir schon mehrfach besucht. Diesmal ging es gen Osten. Wir reisten über die Hauptstadt der Bundesrepublik via Frankfurt Oder nach Eisenhüttenstadt. Zwar ist die Distanz deutlich kürzer als der Weg nach München, aber es fühlte sich für uns doch um einiges entfernter an. Die einsame Oder-Landschaft Brandenburgs ist wunderschön. Wir sind an der polnischen Grenze und fragen uns, ob wir jemals einen abgelegeneren Ort bereist haben. Die sozialistische Planstadt, welche inzwischen ein Flächendenkmal ist, ist ein Bild für sich. Für einen kurzen Moment packt uns beinahe das Reisefieber und wir vergessen fast, weshalb wir eigentlich dort sind. Doch noch bevor wir den wunderbaren Kiefernwald vor der MEFA Eisenhüttenstadt so richtig bestaunen können, empfängt uns ein sportlicher junger Mann mit Zopf – der Mann, der hinter dem wahrscheinlich innovativsten Projekt der Geschichte der PTA-Ausbildung steht – Clemens Tründelberg.
Auf der TUPA-Tagung im November in Ellwangen hat Clemens Tründelberg von seinem Pilotprojekt berichtet. Apotheken aus Brandenburg unterstützen die Attraktivität der PTA-Ausbildung, indem sie ein Stipendium für eine(n) Auszubildende(n) zahlen. Im Gegenzug bekommt die PTA die Möglichkeit während der Ausbildung in der Apotheke zu arbeiten. Die Ausbildung bekommt so einen dualen Charakter und eine Ausbildungsvergütung, die zumindest ansatzweise mit anderen Ausbildungen im Gesundheitswesen mithalten kann. Wir waren sofort begeistert. Seine Argumentation reißt mit und ist so einleuchtend. Für PTA-Audio steht fest – wir müssen nach Eisenhüttenstadt. Die Kontaktaufnahme ist unkompliziert und so kommt es, dass wir kurze Zeit nach der Tagung einen Schulrundgang durch die einzige PTA-Schule Brandenburgs machen. Inzwischen ist das Projekt mit dem 1A-Preis ausgezeichnet. Absolut verdient, wie wir finden.
Vor Ort in Eisenhüttenstadt bekommen wir Einblicke in das Unterrichtsgeschehen, tauschen uns mit einigen Lehrer:innen aus und gehen durch die Wohnheimflure. Wir stellen uns vor, wie das Leben im Wohnheim ist und sind uns ziemlich sicher, dass dies eine erinnerungsträchtige Zeit für die zukünftigen PTAs fördert.
Clemens Tründelberg nimmt im Anschluss mit uns in entspannter Atmosphäre bei Kaffee und Nervennahrung einen informativen Podcast auf. Da erfahren wir Details zu seinem Pilotprojekt. Im Anschluss bekommen wir auch die Möglichkeit mit Schüler:innen über die Erfahrungen in diesem Projekt zu sprechen. Ein Schüler steht sogar für ein Interview zur Verfügung. Die Erfahrungen der Schüler:innen bestätigen die Sinnhaftigkeit des Projektes. Das ist großartig.
Beflügelt durch die Eindrücke fahren wir zurück gen Berlin und kommen erneut in den Genuss der wunderbaren Oder-Landschaft. Gedanken kreisen. Wie genial ist das nur! Welch ein Einsatz! Wie können wir das in Hamburg umsetzen? Wir haben erste Ideen. Der PTA-Mangel ist nicht nur in Brandenburg und Berlin ein Problem. Wir schauen auf der Seite der Hamburger Apothekerkammer nach: 107 offene Stellen für PTA am 10.03.2022. Der Handlungsbedarf liegt auf der Hand. Wir sind gespannt auf die zukünftigen Entwicklungen und wünschen Clemens Tründelberg gutes Gelingen und die notwendige Unterstützung für all seine geplanten Aktivitäten. Vielen Dank und auf ganz bald!
Simone Gansewig und Dr. Robert Wulff