Die diesjährige pädagogische Jahreskonferenz Anfang April 2022 widmete sich dem Thema Inklusion. Zum Auftakt gab es einen ersten Input der erblindeten Moderatorin Dörte Maack. Sie führte das Leben einer schillernden Zirkusartistin - bis sie die Diagnose einer unheilbaren Augenkrankheit wie ein Schlag traf. Sie fasste zwei Pläne. A: Nicht blind zu werden. B: Wenn doch, sich das Leben zu nehmen. Sie klammerte sich an jeden Strohhalm, doch die Erblindung schritt voran. Am Tiefpunkt angekommen, spürte sie gleichzeitig wieder etwas Boden unter den Füßen. Es reifte Plan C: Sie geht als blinde Moderatorin und Rednerin zurück auf die Bühne und lernte mit dem letzten bisschen Sehrest den Mann ihres Lebens kennen, der für sie fortan nicht mehr älter wurde. Bewegend und mit viel Witz schildert Dörte Maack den Prozess dramatischer Veränderungen, die sie mit Mut und Zuversicht selbst in die Hand nahm. Sie hatte dann vor der Lehrerprüfungskommission die Sportprüfung abzulegen. Aufgabe: Hürdenlauf. Hier hat man hautnah erlebt, wie sich Frau Maack auf diese Prüfung vorbereitet hat. Am Ende war die Parole: „Lauf, lauf, Sprung“ und sie bestand die Prüfung, ohne eine Hürde zu reißen. So anschaulich und mit viel Wärme, aber auch Trauer hat sie ihre Erlebnisse in einem Buch zusammengetragen.
Anschließend wurde ein weiterer Vortrag zum Thema Inklusion von Herrn Prof. Dr. phil. Rolf Werning gehalten. Dies Mal mit der wissenschaftlichen Brille gesehen. Inklusive Bildung ist die Minimierung von Diskriminierung und die Maximierung von Bildungschancen und sozialer Partizipation für alle. Ziel ist es für das Individuum die bestmögliche Entwicklung, die Wahrung der Würde und die Entfaltung des Selbstwertgefühls aller an Bildungsprozessen Beteiligten zu ermöglichen. Wichtig sei, so Werning, die individuelle Rückmeldung der Leistung und Erfolge müssen für die Schüler:innen erkennbar sein. Des Weiteren darf Inklusion nicht additiv, also zusätzlich, erfolgen, sondern sollte in den Unterricht integriert werden. Im Anschluss an den Vortrag wurden in einer Gruppenarbeit abteilungsübergreifend Fragen zu einer anschließenden Diskussion mit Prof. Dr. phil. Rolf Werning erarbeitet und im Plenum vorgetragen. So ergab sich vor der Mittagspause eine interessante Diskussion.
Nach der Mittagspause erwarteten die Teilnehmer:innen ein Trialog. Unter einem Trialog versteht man einen Diskurs aus drei Perspektiven: Das Erleben von Psychiatrie-Erfahrenen, das von Angehörigen und fachliche Hintergrundinformationen zu den Krankheiten. So fanden sich als Betroffener Ralf Albers, als Angehörige Ute Becker und als wissenschaftliche Begleitung Rabea Fischer von „Irre menschlich Hamburg e.V.“ auf dem Podium ein. In einer sehr interessanten Diskussion wurden die Themen Alkoholabhängigkeit, Angst, Depression und Zwangshandlung aus den verschiedenen Blickwinkeln betrachtet und mit den teilnehmenden Kolleg:innen gemeinsam betrachtet und analysiert. Hier wurde stark auf die Übertragung von psychischen Erkrankungen auf die Lernenden eingegangen.
Den ganzen Tag hatten alle Kolleg:innen die Möglichkeit ihre Erkenntnisse und Werte zur Thematik Inklusion in das private Wertebuch einzutragen. Dieses kann weiter als PortFolio genutzt werden.
Abschließend gab es noch einmal eine Arbeitsphase, in der die einzelnen Abteilungen sich mit den abteilungsspezifischen Werten zur Inklusion beschäftigten und daraus entsprechende Ziele formuliert haben. An diesen soll nun innerhalb der Abteilung in der nächsten Zeit weiter gearbeitet werden. Bevor das Plenum ein Feedback gab, wurden die Ergebnisse aus den Abteilungen dem Plenum vorgestellt.
Das Resümee eines großartigen Tages: Vielen Dank für die tolle Organisation von Julia Hildebrandt, Peggy Graff und Regina Müller. Wir sind auf einem guten Weg an der BS 06 Inklusion zu implementieren. Wir laufen und gesprungen sind wir auch schon. Bauen wir den Hürdenlauf weiter aus: Lauf, lauf, Sprung!
Christian Hoffmann, Apotheker und Studienrat, Abteilung PTA